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Freunde im Fokus: Kapula Keramik aus Südafrika

Alles begann in einer Küche. Ilse Appelgryn verlor während der südafrikanischen Apartheidpolitik 1993 ihren Job als Gymnasiallehrerin. Um sich zu beschäftigen, fertigte sie am heimischen Küchentisch Kerzen. Der Familienbetrieb florierte und produziert seit 2003 auch handbemalte Keramik. Längst entwickelte sich der Fair Trade Betrieb zu einem internationalen Exportunternehmen.

 

 

Kapula - Erfolgsgeschichte mit Höhen und Tiefen

 

Ilse Appelgryn hätte sich diesen Erfolg nie träumen lassen, als sie in ihrem Haus in Bredasdorp in der südafrikanischen Region Overberg mit der Kerzenproduktion begann. Die einstige Lehrerin finanzierte das Unternehmen zunächst aus eigener Tasche, das Wachstum erfolgte nach und nach von selbst. Ihr Ehemann und Geschäftspartner Andre Appelgryn gab dem kleinen Betrieb seinen Namen. Kapula bedeutet wohl einfach „ein paar Kerzen“. Inzwischen ist das Fair Trade Unternehmen der wichtigste südafrikanische Produzent für handgefertigte Tischkeramik.

 

 

Alles begann mit Kerzen

 

Die Firmengründung erfolgte 1994. Kurz darauf zog der Familienbetrieb in ein Fabrikgebäude um und beschäftigte die ersten sechs Mitarbeiter. Aufträge aus Japan, USA und Europa kurbelten das Geschäft an, erforderten aber gleichzeitig umfangreiche Recherchen zu den Exportnormen. Im Jahr 1998 lieferte die Firma erste Kerzen nach Berlin.

 

Die farbenfrohen geometrischen Muster begeisterten die internationale Kundschaft und das Unternehmen florierte. Zum Millennium zählte der Betrieb bereits 40 Beschäftigte und auf der Expo 2000 in Hannover präsentierte Kapula stolz seine Kerzenproduktion. Was das Unternehmen von Anfang an auszeichnete, war und ist die hervorragende Qualität. Die Kerzen bestehen aus hochwertigem Wachs und einem sehr guten Docht. Das unverwechselbare Kapula-Design spiegelt den Geist Afrikas wider. Bunt, lebensfroh, dekorativ, ansprechend – von ethnischen Symbolen bis hin zu modernen geradlinigen Mustern.

 

Das Konzept – hervorragende Qualität vereint mit attraktivem Design – übernahm Kapula für die Keramikproduktion. Warum nur Kerzen auf den Tisch stellen und nicht gleich passendes buntes Geschirr dazu? Bunte Teller und bunte Tassen sorgen für gute Laune am Tisch.



K
apula Keramik setzt die afrikanisch Töpfer-Tradition fort

 

Die Keramikproduktion besitzt in Afrika eine lange Tradition. Bereits die Jäger und Sammler fertigten Töpferwaren. Traditionell töpfern auf dem afrikanischen Kontinent fast ausschließlich Frauen und geben ihre Fertigkeiten innerhalb der Familie weiter. Um diese Tradition fortzusetzen, nahm das Unternehmen 2003 handgefertigte Keramik mit ins Sortiment auf, um neben den Kerzen buntes Geschirr zu vertreiben.


Der Betrieb gedieh weiter und beschäftigte 2006 rund 250 Mitarbeitende. Im Jahr 2008 erreichte das Unternehmen seinen wirtschaftlichen Höhepunkt. Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (Unicef) und zahlreiche weitere Großkunden waren dankbare Abnehmer. Und dann kam die Wirtschaftskrise 2009. Viele Großkunden sprangen ab und 2010 führte eine aussichtslose Streitigkeit mit einem deutschen Gesellschafter letztlich zur Schließung der Fabrik.

 

Nach einer Umstrukturierung begann der Neustart im selben Jahr und im Frühjahr 2011 schrieb Kapula bereits wieder schwarze Zahlen. Der Betrieb investierte und übernahm 2016 und 2017 zwei finanzschwache örtliche Keramikwerkstätten. Und dann kam 2020 der Corona-Lockdown, an dessen Folgen Kapula bis heute schwer knabbert.

 

 

Kapula und Corona - schwierige Zeiten meistern

 

Die Corona-Pandemie traf Südafrika besonders hart. Am 17. März 2020 verhängte die südafrikanische Regierung einen totalen Lockdown. Die komplette Produktion kam zum Erliegen. Kapula beantragte für ihre Beschäftigten staatliche Hilfsmittel aus dem Covid-19-Programm der Arbeitslosenversicherung (UIF). Mit reichlicher Verspätung gewährte die UIF die Hilfen und das Unternehmen konnte die Gehälter mit geringen Abschlägen weiterzahlen.

 

Die Lockerung des Lockdowns ermöglichte zwei Monate später, die Produktion wieder langsam hochzufahren. Zunächst mit 20 % der Belegschaft, sprich 30 Mitarbeitenden. Im September konnten 75 Beschäftigte wieder arbeiten und – abhängig von der wirtschaftlichen Lage – ist eine Aufstockung auf 120 geplant. Im Oktober 2021 beschäftigt Kapula 98 Frauen und 16 Männer.

 

Der Knackpunkt ist weiterhin die schlechte Auftragslage. Die Tourismusbranche kam praktisch zum Erliegen, was zu Einbußen von rund 35 Prozent führte. Kapula betreibt vor Ort einen Outlet-Shop, in dem sich Südafrikaurlauber gerne mit Mitbringsel eindecken. Dieser Inlandsmarkt brach fast vollkommen weg. Ferner befinden sich Inlandskunden im sogenannten „Business Rescue“-Programm, welches die Zahlung von Verbindlichkeiten aussetzt. Kapula bleibt auf Forderungen sitzen, was dem Unternehmen zusätzliches Kopfzerbrechen bereitet. Daher hofft Kapula, sein buntes Geschirr schnellstens wieder exportieren zu können. 

 

 

Fairer Handel - Grundprinzip des Keramikherstellers

 

Bredasdorp an der Südspitze Afrikas in der Provinz Westkap gelegen, ist eine strukturschwache Gegend. In den kleinen bäuerlichen Gemeinden Arbeit zu finden, ist für die Bevölkerung nicht einfach. Deshalb blieb Kapula dem handwerklichen Verfahren treu, um möglichst vielen Menschen in der Region eine nachhaltige Beschäftigung zu sichern.

 

Über 90 Prozent der Beschäftigten sind Frauen, von denen die Hälfte bereits seit mehr als 10 Jahren zum Team zählen. Bei Kapula arbeiten Angehörige unterschiedlicher ethnischer Volksgruppen wie die Coloureds und Xhosa seit vielen Jahren zusammen.

 

Seit 2015 ist Kapula Vollmitglied der World Fair Trade Organization (WFTO) und steht für deren Werte ein. Kinderarbeit und Diskriminierung sind Tabus, die Beschäftigten erhalten eine angemessene Bezahlung bei menschenwürdigen Arbeitsbedingungen. Hinzu kommen soziale Leistungen, Bildungsangebote und die Arbeitssicherheit im Betrieb steht im Fokus.

 

 

Wie wird Kapula Keramik gefertigt?

 

Zu Beginn steht das Design. Das Designteam besteht aus Chefin Ilse, ihrer Tochter und den Kunstmalerinnen. Dieser Mix bringt Schwung und Abwechslung in die Entwürfe und fördert die Eigenverantwortung aller Teammitglieder.

 

Zunächst wird die Tonmasse angemischt und anschließend in eine Form gegossen. Danach beschneiden und säubern die Töpferinnen die rauen Kanten. Kapula verwendet ausschließlich hochwertigen Steingut-Ton, um sicherzustellen, dass jedes Stück spülmaschinen- und mikrowellenfest ist. 

 

Jetzt wandern die getrockneten Stücke in den Brennofen. Bei einer Temperatur von 999 °C erfolgt der Biskuitbrand. Mit Bleistift skizzieren die Keramikmalerinnen das Design auf die Werkstücke und füllen die Flächen anschließend mit Unterglasurfarbe aus. Im nächsten Schritt zeichnen die Künstlerinnen mit einem Pinsel die Kapula-Muster auf die Hintergrundkolorierung. Die Schüsseln oder Tassen erhalten abschließend eine kräftige Innenfarbe. 

 

Die Mitarbeiterinnen entfernen den Staub und tauchen die Rohlinge in eine transparente Glasur. Diese verleiht den Produkten Glanz und macht sie nach dem Brennen wasserdicht und lebensmittelecht. In einem letzten Arbeitsschritt wandert das Geschirr für den Glasurbrand erneut in den Brennofen und erhält bei 1200 °C den letzten Schliff.

 

Schau selbst, wie die Mitarbeiterinnen die Grünware in wunderschönes buntes Geschirr verwandeln.Höhe der Töne hängt von der Höhe des Sprungs ab, je höher also der Sprung, desto höher das Lied.

 





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Photocredit:

Kapula Ceramics 

 

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